Corona Härtefall Fond- Ein offener Brief an die Regierung

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Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz, Herr Vizekanzler Dr. Werner Kogler und Herr Finanzminister Mag. Gernot Blümel MBA,  vorab möchte ich ihnen versichern, ich bin sehr frohsie an der Regierungsspitze zu haben und bin im Großen und Ganzen sehr mit ihrer Politik einverstanden

Genau deshalb halte ich es für meine Pflicht, ihnen Feedback zum Corona Härtefall Fond zu geben hoffe inständig, damit eine Erleichterung für Beziehungsberechtigte zu bewirken.

Dies ist in etwas abgeänderter Form der Inhalt meines Blogbeitrages, mit dem ich von gestern bis heute auf Facebook und Instagram über 2000 Personen erreicht habe. Viele davon haben den Beitrag geliked und geteilt, dh. meine Worte betreffen offenbar sehr viele Menschen.  

Corona Härtefall Fond- Ein offener Brief an die Regierung

Ich glaube, ich bin eine gute Bürgerin. Ich zahle brav Steuern, finde die Maßnahmen der Regierung wegen Corona im Prinzip ziemlich in Ordnung und schaffe es, das Beste aus dieser Zwangspause zu machen.

So weit so gut.

Aber nach 6 Wochen des Corona-bedingten „dolce far niente“ gingen naturgemäß die Eingänge auf meinem Konto allmählich zur Neige.

Also wurde es Zeit, mich mit den so umfassend angepriesenen Hilfsmaßnahmen auseinander zu setzen, denn, so unser Regierungsteam: „Wir lassen niemanden hinten“, „Koste es was es wolle“. 

Wir passen alle unter den Rettungsschirm

Hörte ich. Glaubte ich. Dachte ich.

Und jetzt sitze ich hier vor meinem PC und studiere die Richtlinien des Härtefallfonds für “neue Selbständige” und Co. 

Und ich fühle mich gelinde gesagt gefrotzelt

Da wird nur nach dem Einkommen im fraglichen Monat gefragt, die Ausgänge werden dabei überhaupt nicht berücksichtigt.  

Und dann gibt es, aber nur, wenn in dem besagten Monat überhaupt Kontoeingang zu verzeichnen ist, maximal 2000.– Euro.

Sobald sich noch irgendeine Überweisung aus meiner Arbeit aus Zeiten vor Corona auf mein Konto verirrt gibt’s sofort dementsprechend weniger

Erkennend, dass die ursprüngliche Regelung nicht tragbar war, wurde lobenswerterweise sehr rasch nachgebessert. Aber auch wenn jetzt der Beobachtungszeitraum auf 6 Monate erweitert und ein Mindestbetrag von 500.—Euro pro Monat eingeführt wurde, frage ich mich dennoch: 

„Wem fällt so etwas ein??? Und auf welcher Überlegungsgrundlage?“ 

Jetzt sind 2000.- Euro Umsatz für ein Ein-Personen-Unternehmen an sich schon nicht sehr üppig, und diese Summe wird dann auch noch an Bedingungen geknüpft????  

Der Geschäftseinbruch in der Kabarettbranche und in den freien psychologischen Praxen (und vielen anderen EPUs) aufgrund des Kontaktverbotes liegt doch auf der Hand, auch wenn vielleicht noch der eine oder andere Betrag aufs Konto eintröpfelt, wozu also diese Einschränkungen?  

Und grundsätzlich: welcher selbständige Mensch kann mit einem Umsatz von 2000.- Euro im Monat aber auch nur irgendetwas zustande bringen, geschweige denn die laufenden Kosten stemmen?  

Ich dachte eigentlich, der Härtefall-Fond wäre dazu da, damit man eben KEIN Härtefall wird, aber offenbar muss man erst zum Härtefall werden, damit man Hilfe aus dem Härtefall-Fond bekommt.

Jeden Tag wurden Pressekonferenzen abgehalten, und immer wurde uns versprochen, wir werden nicht im Stich gelassen

Aber es wurde nie erwähnt, dass sie uns erst ausbluten lassen, bevor sie uns dann (aber auch nur vielleicht) kurz vor der letzten Zuckung ein kleines Trostpflaster auf die klaffende Wunde kleben. 

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Kurz, Herr Vizekanzler Dr. Kogler und Herr Finanzminister Mag. Blümel, 

ich habe – naja, zur Zeit eher hatte – wirklich großes Vertrauen in Sie. Und bis jetzt haben Sie auch immer sehr schnell reagiert und ihre Maßnahmen angepasst, damit die Situation nicht kippt. Ich habe wirklich große Hochachtung vor der Art, wie sie derzeit unser schönes Land durch diese schwierige Zeit manövrieren.  

Daher hoffe ich und bitte darum, dass Sie auch jetzt genauso schnell die Unterstützungsleistungen im Härtefall Fond spürbar modifizieren bzw. unbürokratischer und zweckmäßiger gestalten.

Mein Vorschlag, den ich vermutlich mit vielen Menschen teile:

2000.—und zwar ohne Wenn und Aber aus dem Härtefall Fond für mindestens 3 Monate und branchenbezogen für 6 Monate (z.B. Künstler, Veranstalter, die auf die Herbstsaison warten müssen) wären schon eine guter Anfang und gäben einem das Gefühl, ernst genommen zu werden

Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit und ihren großartigen Einsatz für unser Land!

In tiefem Vertrauen, gehört zu werden und mit meinem Schreiben etwas bewirken zu können verbleibe ich mit lieben Grüßen aus Linz!

Mag. Isabella Woldrich
Psychologin
Kabarettistin
Autorin