Mein Name ist David Stockenreitner.

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Ich bin 29 Jahre alt, lebe in Wien und arbeite als Kabarettist. Außerdem wurde ich mit einer relativ schweren Körperbehinderung geboren. Zwar sitze ich nicht im Rollstuhl, jedoch ist mein körperlicher Zustand Einschränkung genug, um viele Berufe nicht ausüben zu können – Berufe, für welche gewisse körperliche Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Als Mensch mit Behinderung bin ich also von vielen Betätigungen – sei es nun am Arbeitsmarkt oder in der Freizeit – ausgeschlossen.

Hier kommt nun die Kunst ins Spiel: Kunst – mit all ihren vielfältigen Ausformungen, Richtungen und Kategorien – ist eines der inklusivsten Betätigungsfelder, die es gibt. Sie kann individuell an die physischen und mentalen Voraussetzungen des/der Kunstschaffenden angepasst Werden. Das macht die Kunst einzigartig. Im Gegensatz zum menschlichen Körper kennt die Kunst keine Einschränkungen. Hier zählen Schaffensdrang und Einfallsreichtum. Dies mag nun vielleicht esotherisch klingen, ist jedoch für viele Menschen eine Möglichkeit, ihren Alltag sinnvoll, ja sogar ihr ganzes Leben würdiger zu gestalten. Als Mensch mit körperlicher Beeinträchtigung weiß ich sehr genau, wovon ich spreche.

Kunst kann für Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen ein Rettungsanker sein. Sie ist nicht selten der einzige Bereich, in dem sich Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen frei bewegen können.

Die Kunst leistet also einen wichtigen Beitrag zur Integration und Inklusion von Menschen, die sonst verloren wären.

Kunst ist Inklusion. Kunst ist Leben. Wir alle leben mit ihr. Viele leben für sie. Und viele leben auch von ihr. Was mich betrifft, ist es das schönste auf der Welt, von der Kunst leben zu können. Da ich nicht weiß, wo ich heute ohne sie wäre.

Jedoch ist ein künstlerischer Beruf weder eine Gabe, noch ein Zufall. Jede/r KünstlerIn hat hart dafür gearbeitet. Wer es geschafft hat, Kunst zum Beruf zu machen, soll jetzt nicht dafür büßen müssen. Kunst ist systemrelevant. Wer das vor dieser Krise nicht gewusst hat, merkt es vielleicht jetzt da sie/er jeden Abend zu Hause sitzen muss. Der Lockdown wäre ohne Bücher, Filme und Musik wohl kaum zu ertragen.

Wir Künstler wollen geachtet werden. Genauso wie wir all jene achten, die Freude an dem haben, was wir tun. Und wir müssen finanziell unterstützt werden.

Denn: Wir machen Kunst, weil uns das Spaß macht. Aber wir machen sie nicht zur Gaude.